Über die Autoren

Marketing Experte & Geschäftsführer der Frame for Business GmbH

Dennis Morgenstern LL.M. MBA
Geschäftsführer
Wirtschaftsjurist

Max Frings
Co-Founder & CEO
VE Virtual Entity GmbH

Ausgangssituation – DSGVO bei Pirsch Analytics

Auch nach dem neuen Angemessenheitsbeschluss (EU-US Data Privacy Framework) aus dem Jahr 2023 sind viele Nutzer auf einer nach einer Alternative zu Google Analytics. Zum einen um unabhängig zu sein, sollte Schrems III folgen und somit wieder einmal ein Angemessenheitsbeschluss zwischen der EU und den USA für ungültig erklärt werden und zum anderen, da der Einsatz von Google Analytics immer noch einer informierten Einwilligung der Website-Nutzer bedarf.

Ein Analysetool aus Deutschland, das immer mehr Website-Betreiber nutzen, ist Pirsch des deutschen Unternehmens Emvi Software GmbH. Daher haben wir uns gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Max von der Virtual Entity GmbH das Tool genauer angesehen.

Ist Pirsch datenschutzkonform einsetzbar?

Aus unserer Sicht und den Informationen die uns vorliegen ist ein datenschutzkonformer Einsatz möglich, wobei man erwähnen muss, dass hierzu keine höchstrichterliche Rechtsprechung vorliegt.
Allerdings gibt es einen Punkt, den man zwingend beachten muss, der derzeit von Pirsch nicht angeboten wird, jedoch bereits durch Max und seinem Team gelöst wurde. Hierzu kommen wir noch.

1. Serverstandort bei Pirsch

Laut Angaben auf pirsch.io wurde die Software in Deutschland entwickelt und wird auch hier gehostet, was schon mal ein sehr großer Pluspunkt ist. Sollte somit wieder ein Angemessenheitsbeschluss zwischen der EU und den USA vom EuGH für unwirksam erklärt werden, hat dies auf den Einsatz von Pirsch keinerlei Auswirkungen.

2. Session-Storage, Local-Storage und Cookies bei Pirsch

Pirsch trackt, ohne den Einsatz von Cookies. Das ist schonmal gut, machen aber auch andere Anbieter. Bei Pirsch findet jedoch auch keine Beschreibung des Local-Storage oder des Session-Storage statt. Das vergessen nämlich viele Anbieter von Cookie-losem Tracking.
Paragraf 25 TDDDG beschreibt klar, dass eine Speicherung von Informationen in der Endeinrichtung des Endnutzers oder der Zugriff auf Informationen, die bereits in der Endeinrichtung gespeichert sind, nur zulässig sind, wenn der Endnutzer auf der Grundlage von klaren und umfassenden Informationen eingewilligt hat. Hierzu zählt neben Cookies eben auch die Beschreibung des Storages. Wir haben dies natürlich auch entsprechend bei Pirsch getestet und können bestätigen, dass weder Cookies gesetzt werden noch der Local- oder Session-Storage beschrieben wird.

3. Tracking bei Pirsch

Pirsch trackt den Besucher nicht über mehrere Websites hinweg. Das Analyse-Tool beschränkt das Tracking auf eine Website. Hierbei wird eine Nummer aus IP-Adresse, User-Agent und einer zufälligen Zeichenfolge gebildet, welche sich nach maximal 24 Stunden automatisiert ändert.
Was allerdings nicht ganz korrekt ist, das Pirsch beschreibt, dass keine personenbezogenen Daten verwendet werden. Die IP-Adresse ist jedoch bekanntermaßen ein personenbezogenes Datum, was der EuGH in seinem Urteil vom 19.10.2016 – C-582/14 feststellte, und auch vom BGH so gesehen wird (Urteil vom 16.05.2017 – VI ZR 135/13), was auch für dynamische IP-Adressen, die sich zum Beispiel täglich ändern, gilt. Allerdings wird die IP-Adresse in dem Fall mit entsprechenden anderen Daten kombiniert.
Wichtig: Dies muss man in der Datenschutzerklärung transparent darlegen.

4. Auftragsverarbeitungsvertrag mit Pirsch abschließen

Pirsch bietet die Möglichkeit an, einen Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) abzuschließen, was auch entsprechend vorgenommen werden sollte.

5. Opt-Out Lösung bei Pirsch / Beschreibung in der Datenschutzerklärung

Des Weiteren muss man, auch wenn man keine Einwilligung des Nutzers benötigt, diesem die Möglichkeit geben, der Datenverarbeitung zu widersprechen. Hier kommt die eingangs erwähnte Lösung von Max und seinem Team ins Spiel. Pirsch bietet nämlich dies nämlich nicht nativ an, sodass Max selbst eine Lösung entwickelt hat. Die Nutzung von Pirsch ist natürlich auch entsprechend in der Datenschutzerklärung detailliert zu beschreiben. Hierbei ist es auch sehr wichtig, dass die Funktion des Opt-Out, der dann entsprechend den Local-Storage beschreibt, transparent dargelegt wird.

In dem Footer der Website sollte Sie folgenden Hinweis aufnehmen:
Wir setzen eine cookiefreie Webanalyse (Pirsch) ein. Informationen und eine Widerspruchsmöglichkeit finden Sie hier.

Das Wort “hier“ führt per Anker-Link an die entsprechende Stelle der Datenschutzerklärung, wo ein entsprechender Opt-Out-Button verfügbar ist. Wir haben dies nachfolgend dargestellt (Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um einen urheberrechtlich geschützten Text handelt):

Wir nutzen das Webanalysetool „Pirsch“ (https://pirsch.io/) des Unternehmens Emvi Software GmbH, Nickelstraße 1b, 33378 Rheda-Wiedenbrück, Impressum: https://pirsch.io/legal. Die Datenschutzerklärung der Emvi Software GmbH kann hier abgerufen werden: https://pirsch.io/privacy. Hierbei werden keine Cookies verwendet, noch wird der Local- oder Session-Storage beschrieben. Eine Speicherung in der Endeinrichtung des Endnutzers oder der Zugriff auf Informationen, bei denen eine Speicherung in der Endeinrichtung des Nutzers vorgenommen wurde, findet somit nicht statt. Für jeden Nutzer generiert Pirsch eine eindeutige Nummer, welche sich aus der IP-Adresse des Nutzers, dem User-Agent sowie einer für jede Website festgelegte, zufälligen Zeichenfolge, zusammensetzt. Durch die zufällige Zeichenfolge wird sichergestellt, dass die Nummer von Website zu Website unterschiedlich ist, sodass kein Abgleich möglich ist. Die Sitzungen werden zudem maximal 24 Stunden erfasst. Bezüglich des Einsatzes haben wir mit dem Unternehmen Emvi Software GmbH einen Auftragsverarbeitungsvertrag abgeschlossen. Die Emvi Software GmbH hostet alle Daten in Deutschland. Wir nutzen den Dienst Pirsch auf Grund unseres berechtigten Interesse nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit f DSGVO, unsere Website zu optimieren und wirtschaftlich zu betreiben. Der Datenverarbeitung können Sie hier jederzeit widersprechen:  

Wenn Sie den Opt-Out nutzen, so wird der Local-Storage beschrieben, was technisch erforderlich ist, damit der Widerspruch ausgeführt werden kann.

Kann Pirsch aus Marketingsicht überzeugen?

Pirsch beschreibt sich selbst als leichtgewichtige und datenschutzfreundliche Alternative zu Google Analytics. Der Frage, ob das eine reine Marketingaussage ist, oder wirklich Hand und Fuß hat, gehen wir im Folgenden auf den Grund.

1. Leichtgewicht und super schnell

Einer der größten Vorteile von Pirsch ist das extrem leichte Skript, welches sich in wenigen Klicks via JavaScript Embed, API oder Serverside Tracking einbinden lässt. Wer in der Vergangenheit auf Google Analytics oder andere Schwergewichte im Tracking zurückgegriffen hat, kennt das Problem, dass diese externen Dienste die Ladegeschwindigkeit einer Website stark negativ beeinflussen können. Da lange Ladezeiten zu erhöhten Absprungraten von neuen Besuchern führen, ist die geringe Ladezeit des Pirsch-Skripts ein starker positiver Faktor für Marketer und Websitebetreiber.

2. Welche Daten liefert Pirsch und wie können diese verarbeitet werden?

Mit Pirsch können grds. alle Daten erfasst werden, die auch Google Analytics und Co. erfassen können. Seitenaufrufe, Ein- und Ausstiege, Verweildauer, Conversions, Referrer, Geräte, Browser, Länder und sogar Suchbegriffe (durch eine Integration mit der Google Search Console) lassen sich einfach und schnell auf dem visuellen Dashboard auswerten. Für komplexere Marketingziele lassen sich ebenfalls Conversions-Goals erstellen, Funnel analysieren, Nutzer segmentieren und Webhooks auslösen, wenn bestimmte Events eintreten.

Ein wichtiger Unterschied zum Tracking mit Cookies besteht allerdings: wiederkehrende User können nicht erfasst werden und es kann nicht auf den gigantischen Datenpool von Google oder Facebook zurückgegriffen werden, um Rückschlüsse auf Interessen oder demographische Daten zu erhalten. Da diese Punkte aus Datenschutzsicht und auch Usersicht aber eh als kritisch eingestuft werden sollten und zunehmend im Fokus von Datenschützern stehen, ist Pirsch hier eine zukunftsfähige Alternative.

Für alle, die jetzt denken: “Aber ich nutze doch bereits Google Analytics, was passiert mit meinen gesammelten Daten?”, hier kann Entwarnung gegeben werden. Durch den automatischen Import von Pirsch lassen sich Daten aus Google Analytics, Plausible oder Fathom direkt importieren.

3. Mehr Conversions durch fehlendes Consent-Banner?

Der spannendste Punkt ist aber vermutlich das fehlende Consent-Banner (auch “Cookie-Banner” genannt). Denn, wenn ein Tool keine Cookies setzt (was Pirsch nicht tut) und auch sonst keine Speicherung von Informationen in der Endeinrichtung des Endnutzers oder der Zugriff auf Informationen, die bereits in der Endeinrichtung gespeichert sind, erfolgt, braucht man auch kein Consent-Banner, welches die Website beim Laden erstmal unschön überdeckt. Hier ist zu erwarten, dass die wahrgenommene Experience von Besuchern steigt, die Ladezeit durch das fehlende Banner verkürzt wird und somit die Conversion Rate von Websites gesteigert werden kann.

Pirsch.io ist also ein vielversprechender Newcomer im Web-Tracking. Besonders für Marketers, die Wert auf Datenschutz und schnelle, benutzerfreundliche Lösungen legen, könnte Pirsch eine interessante Alternative zu Google Analytics und Co. darstellen.

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